Herzbruchstollen Pflegeheim Banter Weg in Wilhelmshaven

Vielen Dank an Herrn Peter Raddatz für die Unterstützung und Bereitstellung von Bildmaterial für diese Rubrik!

Unser herzlicher Dank gilt allen Mitarbeitern des Pflegeheimes Tannenhof, insbesondere Herrn Andrae für die freundliche Unterstützung und Ermöglichung der Begehung!

An den beiden Eingängen des Stollens waren Schilder, welche ungefähr aussahen wie diese Darstellung, befestigt...

Ein wohl Jahrzehnte andauernder Dornröschenschlaf wurde heute am 27.05.06 beendet. Wie bekannt ist, wurde die LS-Stollenanlage der Bauart Herzbruch bislang nachweislich nur in Wilhelmshaven errichtet. Der Herzbruchstollen hinter dem Pflegeheim Tannenhof am Banter Weg ist die letzte erhaltene Anlage ihrer Art und damit bis auf weiteres sozusagen weltweit als Unikat anzusehen, ohne übertreiben zu müssen. Die Begehung heute brachte viele Informationen über den Innenaufbau zu Tage. Unsere Risskizzen mussten umgeändert werden...

Im Laufe der Zeit hat sich Wasser in der Röhre des Stollens gesammelt. Schutt und Trümmerreste aus der Nachkriegszeit wurden vor Jahrzehnten in den Stollen eingeführt. Die Anlage steht in einem Stadtbereich, in dem fast nichts zerbombt wurde. Die Erklärung für den Schutt im Bunker ist daher, dass die Maßnahme eine Auflage der Briten war, um den Stollen zumindest ansatzweise zu demilitarisieren. Jedoch ist dann die Arbeit aber nicht zu Ende geführt worden. Aufgrund des Pflegeheimes wird sich eine Sprengung damals verboten haben. Die Stadtverwaltung wird ihren Beitrag zur Nichtsprengung der Anlage geliefert haben. Im Ganzen ist das Innere heute sehr vermüllt. Hinterlassenschaften des letzten Jahrtausends.

Die Luftfilterungsanlage ist erstaunlich komplett erhalten. Auch steht insgesamt weniger Wasser im Bunker als vermutet. Dies hängt damit zusammen, dass die Anlage weniger weit unter Erdgleiche liegt als zunächst vermutet...

Die Luft war während unserer Begehung kalt, abgestanden und extrem stickig. Seit Jahrzehnten herrscht keinerlei Luftzirkulation in dem Bauwerk. Das Wasser im Stollen ist tot. Nicht einmal Ratten trafen wir an... Zum Glück.

 

Genauer Riss des Stollens...

Diese Unterschiede wurden von uns im Gegensatz zum Ursprungszustand festgestellt - rote Hinweise / auch die Wetterverschläge wurden nachträglich entfernt... (im Gegensatz zur Skizze sind die Unterteilungswände zwischen Kammer 1, 2, 3 und 4 nicht genau mittig mit Türöffnungen versehen. Die Türöffnungen befinden sich leicht versetzt, näher zu den Notausstiegen hin!)

Zur Info: Stollenlänge circa 30 Meter, Höhe circa 3,50 Meter über dem Erdreich mit Erdüberdeckung, Tiefe circa 7 Meter. Bei diesem Herzbruchstollen können wir eine ungefähre Belegungszahl nennen. Wir setzen 20 Personen pro Bankreihe in jeder der vier Röhrenkammern voraus. Dies ergibt pro Kammer 20 Personen x 2 = 40 Personen x 4 Kammern = 160 Personen + jeweils 20 Personen in beiden runden Bunkerkörpern = circa 200 Personen Gesamtfassungsvermögen.

Schauen Sie sich zunächst die Außenaufnahmen des Objektes Hier an,

...schauen Sie sich zur Information die Artikelrubrik "Herzbruchstollen" an...

...sehen Sie sich die Fotos des Sommerfestes (08.07.06) vom Pflegeheim Tannenhof in Verbindung mit dem Igel-Infostand am Herzbruchstollen an...

...und lassen Sie sich nun von den folgenden Aufnahmen beeindrucken.

 

Der westliche Notausstiegsblock, bisher fotografisch noch nicht festgehalten (siehe auch ganz zum Schluss):

Der östliche Notausstiegsblock:

Es geht hinein durch den größtenteils verschütteten Westeingang:

 

Jahrzehnte des Dornröschenschlafes sind beendet...

 

Die Gasschleuse im runden Bunkerkörper West:

Die beiden runden Bunkerkörper sind lediglich aus starkem Mauerwerk erbaut...

Blick hinein in die Stollenröhre. Es folgen vier Kammern:

Ein erster Blick in den Aufenthaltsraum vom runden Bunkerkörper West. Links die Aborte. Dieser Raum wird aber erst später begangen:

Wieder in der Röhre. Blick zurück in die Gasschleuse:

Alle vier Luftfilterhandpumpen der einzelnen Kammern sind noch größtenteils vorhanden:

Zweifach wurden von uns diese Fragmente der Bedienungsvorschrift für die Filteranlagen angefunden, leider völlig durchnässt und in kläglichem Zustand...

Geschichte der durch die Firma Anton Kaeser hergestellten Filteranlagen im Stollen:

"Noske-Kaeser geht auf zwei verschiedene Firmen für Lüftungs- und Heizungsbau zurück: Eine 1879 von Robert F. Noske in Altona gegründete Maschinenfabrik und auf den 1914 gegründeten, zunächst in Eimsbüttel ansässigen Betrieb von Anton Kaeser. Zur Geschichte beider Firmen gehört die Tradition im Rüstungsgeschäft:

Die R. Noske Nachfolger lieferte bereits in der Kaiserzeit Heizungsanlagen für die Kriegsschiffe der deutschen Marine. Über Noske in der NS-Zeit ist in einer Firmenchronik zu lesen:

- Während des Zweiten Weltkrieges stehen wieder Marineaufträge im Vordergrund, u. a. Lüftungs- und Heizungsanlagen für Großkampfschiffe und U-Boote. Auch U-995, original wieder instandgesetzt und vor dem Ehrenmal Laboe aufgestellt, ist mit Noske-Anlagen ausgerüstet. Aber auch der Gebäudebau, die technische Gebäudeausrüstung florierte. Ende der 1930er Jahre projektierte und installierte das Unternehmen Zentralheizungsanlagen für Kasernen und Rohrleitungen für Hydrierwerke. -

Die andere Vorgängerfirma, Kaeser, befasste sich im Zweiten Weltkrieg unter anderem mit der Konstruktion und Montage von Klima- und Gasschutzanlagen für Luftschutzbunker.

Im Jahr 1976 wurde zunächst die Firma R. Noske Nachfolger von der Blohm + Voss AG erworben. 1979 kaufte die Werft auch die Anton Kaeser GmbH & Co., worauf der Zusammenschluss beider Firmen zur Noske-Kaeser GmbH folgte."

Links Gasschleuse West, rechts Aufenthaltsraum West:

Notausstieg 1:

Links Notausstieg 2:

Diese Tür aus einem Wohnhaus ist viele Jahrzehnte alt...

Hier waren Stromkabel befestigt. Reste der Leitungen sind noch heute zahlreich im Stollen anzufinden...

Verbindungsrohr zwischen Pumpe 1, 2, 3 und 4...

Hier steht Wasser im Stollen:

Notausstieg 3:

Blick zum östlichen runden Bunkerkörper, links der Aufenthaltsraum, rechts die Gasschleuse:

Überall Trümmerschutt aus der Nachkriegszeit...

Notausstieg 4:

Blick zurück von Kammer 4 in Kammer 3, 2 und 1:

Begehung des Aufenthaltsraumes im östlichen runden Bunkerkörper:

Die Aborte:

Die Gasschleuse im runden Bunkerkörper Ost:

Zurück durch die Röhre nach Westen, hier die Öffnung des Notausstieges 3:

Blick ins Freie...

Abschließende Begehung des Aufenthaltsraumes im westlichen runden Bunkerkörper:

Die Aborte. Im Gegensatz zum Ostbunkerkörper ist hier über den Türen eine gemauerte Wand bis zur Decke vorzufinden. Die Trennwand jedoch wurde nachträglich weggebrochen...

Noch einige Aufnahmen von außen:

Notausstieg 1, nur eine simple auflegbare Stahlplatte schützte den Schacht...

Unter dieser Betonschicht war Notausstieg 2, siehe unten...

Hier war das Lüftungsrohr des westlichen Notausstiegsblockes...

Notausstieg 1 und 2, Ausstieg 2 wurde nachträglich mit einer Betonschicht versiegelt. Warum?

Es könnte mutmaßlich auch sein, dass ursprünglich alle vier Ausstiege mit einer solchen Betonschicht als Schutz der Öffnung und der Stahlklappe versehen waren. Sozusagen wäre dann Ausstieg 2 der einzige noch heute im authentischen Zustand erhaltene Schacht. Im Notfall wäre vielleicht von innen mit einer Hebelstange oder von außen mit Hebelwerkzeug die Betonschicht samt Stahlplatte weg gestemmt worden. Wir können diese These leider nicht nachweisen und müssen bislang von der nachträglichen Versiegelung des Ausstieges 2 ausgehen. Wir haben am östlichen Notausstiegsblock auch keine weiteren Reste solcher Betonüberdeckungsschichten gefunden. Sinn würde die These jedoch machen. Die einzelnen lose aufliegenden Stahlplatten hätten im ersichtlichen Zustand äußerst wenig Schutz geboten...

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- Nachgewiesen ist mittlerweile, dass vier Ausstiege des Herzbruchstollens Valoisplatz ebenfalls über diese Stahlklappen verfügten, welche anscheinend ebenfalls ohne weiteren Schutz lediglich auf den Schächten lagen. Auf einem Foto, welches zu Kriegszeiten aufgenommen wurde, sind die Platten gut erkennbar.

 

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